Mit Emotionen punkten: Wie man die 
richtigen Bilder im Social Web postet

Das Social Web hat inzwischen eine derartige Reichweite erlangt, dass es nicht nur ein weltumspannendes Kommunikationsnetz, sondern auch eine überaus effektive Werbeplattform bietet. Allein auf Facebook werden täglich im Schnitt rund 350 Millionen Bilder hochgeladen. Auch hier ist die Wirkung von Bildern mindestens genauso groß wie die von Textinhalten – wenn nicht sogar größer. Bilder werden nicht nur schneller wahrgenommen als Worte, sondern auch auf subtilere Weise, und ein gutes Bild weckt Emotionen beim Betrachter. Ein illustrierter Beitrag scheint die Follower eher dazu zu animieren, den Post zu teilen. Dazu passt das Ergebnis einer Untersuchung zum Mikro-Blogging-Dienst Twitter: Demzufolge erhalten Tweets mit Bildern um bis zu 35 Prozent mehr Retweets als Beiträge ohne Bilder.

Optische Elemente sind also zweifellos ein Schlüssel zum Erfolg beim Einsatz von Social Media in der Werbung. Aber nicht alle Bilder kommen gleich gut bei den Followern an. Deshalb sollte man sich zunächst einmal vergegenwärtigen, nach welchen Kriterien man Bilder für den eigenen Auftritt im Social Web auswählen sollte. Hier einige Tipps dazu:

Man sollte
– die Nutzerschaft im jeweiligen Netzwerk kennen

– die spezifische Zielgruppe im Blick behalten

– wissen, was diese Zielgruppe von einem erwartet
Bilder auswählen, die für das jeweilige Netzwerk und seine Nutzer relevant sind

– die Richtlinien des jeweiligen Netzwerks für die Bilddarstellung berücksichtigen (Hoch- oder Querformat, quadratisch, wie viele Spalten?), um das Motiv optimal zur Geltung kommen zu lassen

– Bilder auswählen, die beim Betrachter Emotionen wecken: Sie sollten erstaunen, unterhalten, inspirieren, schockieren, beängstigen oder kontroverse Themen ansprechen. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass der Beitrag geteilt wird.

– den optimalen Wirkungsgrad herausfinden, indem man verschiedene Arten von Bildern testet und die jeweilige Teilungshäufigkeit bei den Followern miteinander vergleicht. Auf diese Weise lässt sich herausfinden, welche Art von Bildern die Mehrheit der Zielgruppe bevorzugt.

– eine eigene Bildersprache entwickeln, die auf kreative Weise einen Wiedererkennungswert bewirkt – auch ohne dem potenziellen Kunden dauernd das eigene Firmenlogo zu präsentieren. Das funktioniert mit wiederkehrenden Gestaltungselementen (Farbe, Filter, Schrifttyp, Rahmen u.ä.)

– das besondere Foto suchen, und nicht das schon 1000 Mal verwendete Allerweltsmotiv.

© JO KIRCHHERR/Westend61

Weil Bilder im Social Web ein wichtiges Mittel der Produktvermarktung sind, hat die Marktforschung sie längst als reiche Datenquelle für ihre Zwecke entdeckt. Denn die geposteten Bilder lassen vielfältige Rückschlüsse auf das Leben der Nutzer und ihr Konsumverhalten zu. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Deutschlands führendes Marktforschungsinstitut, arbeitet deshalb an einem automatisierten Verfahren zur Bildanalyse, um auf diese Weise vermarktungsrelevante Informationen über Produkte und Marken aus der digitalen Bilderflut herauszufiltern.

Weil diese Bilderflut in Zukunft noch weiter anschwellen wird – die gesamte Fotodatenbasis von Facebook umfasst bereits mehr als 250 Milliarden Bilder, bei Pinterest wurden bislang rund 30 Milliarden Bilder gepostet – , wird es immer schwieriger werden, die Aufmerksamkeit der Nutzer zu wecken. Das bedeutet, dass qualitativ hochwertige Fotos an Bedeutung gewinnen werden, wenn es darum geht, den Blick des Followers auf das eigene Produkt zu lenken.

Hubertus Stumpf

Hubertus Stumpf weiß als langjähriger Zeitungsredakteur, dass ein guter Text nur die halbe Miete ist, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen – genauso wichtig ist ein gutes Bild, das den Betrachter in den Text zieht. Der studierte Germanist ist ein Mann der schreibenden Zunft, beschäftigt er sich aber seit einiger Zeit auch verstärkt mit den Möglichkeiten der Digitalfotografie.