Reizvolle Beschränkung aufs Wesentliche: Minimalismus in der Stockfotografie
Wie schreibe ich einen Beitrag zum Thema Minimalismus? Erstmal räume ich meinen Schreibtisch auf. Und dann überlege ich mir, wo und in welchem Zusammenhang mir Minimalismus zuletzt begegnet ist. Und mir fällt gleich mein Umzug im März ein.
Das neue Zuhause bedeutet etwas mehr Platz für weitaus weniger Zeug. Ich war schon immer jemand, der nicht viele Dinge besitzen muss. Der Umzug nach acht Jahren hat meinen ohnehin schon überschaubaren Hausstand noch einmal ausgedünnt. Es war ein Restart: lieber ein schönes Bild an der Wand und zwei, drei Pflanzen als Fernseher, Vitrine und alle möglichen Ablageflächen. Sogar der Kleiderschrank musste dran glauben, und mit ihm noch einiger alter Zwirn.
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„Der hast bestimmt diese Doku über Minimalismus gesehen“, mag manch einer jetzt denken. Ganz ehrlich, ich habe es zwei Minuten probiert und mir lief es kalt den Rücken runter: zu penibel und zu gezwungen erschien mir das alles. Mein Bauchgefühl sagt mir: Minimalismus ist nicht für jeden, Ausmisten schon. Denn das tut einfach gut. Das Ziel sollte nie sein, möglichst wenig zu besitzen, sondern sich einen nachhaltigen und überschaubaren Hausstand anzueignen.
Wer gern eine kleine Glasfigur auf der Fensterbank stehen hat, dem sei das doch auch gegönnt. Vollkommenheit durch Leere kann funktionieren, muss aber beileibe nicht. Und damit sind wir wieder bei der Frage, was genau Minimalismus eigentlich ist.
„Weniger“ in vielerlei Ausprägung
Generell bedeutet Minimalismus von allem wesentlicher weniger zu haben als es Norm ist; im Extremfall also zum Beispiel leere Räume, leere Bilder, leere Melodien. Per Definition beschreibt der Minimalismus ein Formenrepertoire in der bildenden Kunst, eine Stilrichtung in der Architektur, eine Musikrichtung, eine Ausprägung der Linguistik – und eben einen einfachen Lebensstil, der auch meine erste Assoziation zu diesem Begriff war.
Da wir hier ja nun in der Bilderwelt unterwegs sind und nicht in meinem Wohnzimmer, befassen wir uns mit der Kunstströmung, die eigentlich die Wurzel aller weiteren Reduktionstrends ist. Minimalismus entstand in den 1960er-Jahren als Gegenpol zum Expressionismus, in dem Spontanität Vorrang vor Perfektion, Vernunft und Reglementierung hatte. Diese drei letzteren Eigenschaften rückten dann wiederum die Minimalisten in den Vordergrund. Hier geht es um Klarheit, Logik und Entpersönlichung, dargestellt anhand geometrischer Grundstrukturen und übersichtlicher Formen. Und es geht um Gegensätze von Anfang und Ende oder Leere und Fülle. Im Mittelpunkt minimalistischer Bildgestaltung steht die Frage: Wie kann ich Dinge schön, aber gleichzeitig auch möglichst einfach gestalten?
Minimalismus in der Bilderwelt von Westend61
Unser Art Department legt großen Wert darauf, unseren Fotografen viel gestalterischen Freiraum in ihren Produktionen zur ermöglichen. Manchmal nutzen sie diese Freiheit auch dazu, die strenge Beschränkung auf das Wesentliche eines Motivs als Stilmittel zu nutzen. Denn gerade dieses Spannungsfeld zwischen Ideenreichtum und Formstrenge erlaubt reizvolle gestalterische Variationen. Kein Wunder also, dass uns immer wieder Bilder und Produktionen erreichen, die eindeutig der Stilrichtung Minimalismus zuzuordnen sind.
Dabei scheinen unsere Fotografen eine ganz eigene, zeitgemäße Ausprägung dieser Stilrichtung für sich gefunden zu haben. Denn die puristischen Formen dieser Bilder stehen oft in einem spannenden Kontrast zu einer geradezu explodierenden Farbenfroheit. So kann das beispielsweise eine große Fläche in einer kräftigen Farbe sein – ein visueller Knalleffekt sozusagen.
Nicht umsonst tragen einige unserer minimalistischen Bilder das Label unserer VISTA-Kollektion, die für besonders lebhafte und farbenfrohe lizenzfreie Bilder steht. In der Körpersprache setzen unsere Fotografen ihren Models keine Grenzen: Gefragt sind kraftvolle Posen und charakterstarke Selbstdarstellung. Diese Dynamik und pulsierende Lebenskraft bilden einen effektvollen Kontrast zur Schlichtheit und Formstrenge des Hintergrunds. Für uns ist diese bildliche Spielart von Minimalismus genau richtig: zwar ziemlich aufgeräumt, aber keineswegs perfektionistisch, sondern voller Leben.