Die Großfamilie: Kein Fall fürs Museum! Lautes Shooting mit Maya Claussen.
In den 50er und 60er Jahren war das Idealbild einer Familie in Deutschland recht einfach: eine große Community, und folglich drei, manchmal sogar vier Generationen unter einem Dach. Seitdem hat sich der Stellenwert der Familie in der Gesellschaft zwar nicht geändert, jedoch ist er nicht mehr so selbstverständlich in zeitgemäßen Lebensentwürfen verankert. Die Geburtenrate sinkt, und Ehen oder Ehe-ähnliche Beziehungen werden instabiler.
Der klassische Familienzyklus
Was wir hier nun schreiben, klingt, zugegeben, auch sehr nach 50er und 60er Jahren, dem „Golden Age of Marriage.“ Die klassische Entwicklung einer Familie bestand darin, nach dem Kennen- und Liebenlernen eines Paares in den sogenannten Familienzyklus, eine für lange Zeit bestehende und fortlaufende soziale Struktur überzugehen: Heiraten, Kinder kriegen: ein, zwei oder auch mal drei, um sich zeitgleich in das Korsett der gesellschaftlich für normal befundenen Rollenverteilung zu zwängen. Kinder erziehen, Kinder aus dem Nest schmeißen, die Partnerwahl der Kinder akzeptieren, um daraufhin wieder sein eigenes Leben zu leben, bis man letztendlich, um es mal salopp zu formulieren, den Löffel abgibt.
Nach akzeptierter Partnerwahl verläuft sich für gewöhnlich der Kontakt zu den eigenen Kindern nicht, denn es gibt ja die Enkel, jedoch treten die Kinder an dieser Stelle ihren eigenen Familienzyklus an. Wie ein Riesenrad, das ab und an angehalten wird, um neue Fahrgäste mit an Bord zu nehmen. Hoch und runter, rundherum, ohne Ausbrecher nach links und rechts.
Weg mit dem Familienzyklus: Her mit der Welt, wie sie mir gefällt!
Im Unterschied zu früher befinden wir uns heute viel häufiger in langen Phasen des Alleinseins. Wir probieren viel aus, ob sinnvoll oder nicht, und legen uns nicht fest, leben in zeitweiligen Paarbeziehungen, aber jeder doch irgendwie für sich. Vielen gefällt das, sie haben keinen Kinderwunsch, während andere schier die richtige Option stets zu verpassen scheinen. Viel zu oft führen wir die Gespräche mit unseren Eltern, die uns stetig von passenden Deckeln und Töpfen berichten. Manche ziehen bei den Eltern aus, um wieder einzuziehen, für andere ist eine Ehe undenkbar. Es gibt sehr viel mehr Lebensformen, in denen wir uns heute begegnen, und legen wir uns mal fest, dann muss das nicht zwingend für immer sein, sogar auch wenn Kinder im Spiel sind.
Frauen haben den gleichen Anspruch auf eine Karriere wie Männer, was 2019 nun wirklich als normal gelten muss. Dennoch gestaltet sich durch das Aufbrechen traditioneller Familienplanung selbige recht schwierig, denn sie gefährdet eben genau diese Ansprüche beider Beziehungs-Teilnehmer.
Neue Familienzyklen contra Großfamilie
Die Familie gilt immer noch als das ideale Wunschbild unserer Gesellschaft, jedoch haben die oben genannten Faktoren die Attraktivität beeinflusst. Zudem lassen sich eben sehr verschiedene gewählte Muster von Lebensläufen beobachten, unter denen der traditionelle Familienzyklus nur noch ein Modell unter anderen darstellt.
Das alles führt zwar nicht direkt zum Aussterben der Familie als höchste aller Institutionen, aber zumindest die Großfamilie scheint ausgedient zu haben und irgendwo im Hinterzimmer zu verstauben. Heute liegt die Fertilitätsrate (der Gedanke, das Wunder Leben mit diesem Wort so was von zu rationalisieren, löst bei uns zugegebener Weise Unbehagen aus) bei circa 1,5 Geburten pro Frau, eine Großfamilie gilt hingegen als solche, wenn man sicher zwei bis drei Sprösslinge auf die Welt gesetzt hat. Dazu kommt natürlich noch die eigene Mutter, die man auch noch durchfüttert. Wir überlegen gerade, wer in unserem Bekanntenkreis noch in solchen Strukturen lebt. Wenn man ehrlich ist, irgendwie niemand.
Die vergessene Herzlichkeit
Das Zusammenspiel von Generationen unter einem Dach hatte doch eine wunderbare Atmo. Erst kürzlich haben wir von der Liebe geschrieben, die Großeltern und Enkelkinder verbindet. Um uns alle daran zu erinnern, wie schön es sein kann, alle beisammen zu haben, hat sich Maya Claussen das Thema Großfamilie für ihre neueste Produktion vorgenommen. Dafür hat sie eine Mutter inklusive ihrer vier Kinder ins Casting genommen: Hier geht es also um eine Real-Life-Familie mit der Addition von Mayas eigenen Familienmitgliedern, um für den entsprechenden Großfamilien-Flair zu sorgen. Da sich alle kannten, war der Shoot, wie soll es anders sein, sehr familiär. Den Dauerbrenner Digitalisierung hat Maya in Form von schicken VR-Brillen integriert. Sehr zur Erheiterung aller Beteiligten, was auf den Bildern durchaus gut zu erkennen ist. Wir sind da, noch mal, ganz ehrlich, irgendwie freuen wir uns beim Anblick dieser Bilder auf Weihnachten, denn spätestens da haben wir sie wieder alle unter einem Dach: alle unsere Liebsten.