„Lifestyle Diversity“: Den eigenen, unverwechselbaren Stil ausdrücken

Die Digitalisierung hat nicht nur die Formen von Datenaustausch und Kommunikation revolutioniert, sondern auch die Lebensstile der Menschen. Der bedeutsamste Haupttrend ist in diesem Zusammenhang die fortschreitende Individualisierung in den Industriegesellschaften. Die hochtechnisierte Moderne bietet der Mehrheit der Menschen ein nie dagewesenes Maß persönlicher Freiheiten. Damit einhergehend nimmt das Bedürfnis des Einzelnen zu, sein eigenes, für ihn stimmiges Daseinskonzept zu entwerfen und zu leben. Das führt zu einem gleichzeitigen Nebeneinander vieler unterschiedlicher, teils auch gegensätzlicher Lebensstile, und zwar sowohl innerhalb einer Gesellschaft als auch manchmal in einer Person. Diesen Makrotrend im Gefolge des Megatrends Individualisierung bezeichnet man als „Lifestyle Diversity“.

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Das Bestreben, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten, steht auf der persönlichen Wunschliste vieler Menschen weit oben. Laut einer Umfrage des Zukunftsinstituts legen nicht weniger als 67 Prozent der Deutschen großen Wert auf ihre persönliche Unabhängigkeit. Ein weiterer aussagekräftiger Wert ist die Singlequote moderner Gesellschaften; Deutschland nimmt hier mit 20 Prozent Alleinlebender nach Dänemark mit einer Quote von 23 Prozent den zweiten Platz im europaweiten Vergleich ein.

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Aber auch bei Paaren und Familien ist eine zunehmende Ausdifferenzierung der Lebensmodelle festzustellen. Natürlich gibt es noch die klassische „Normfamilie“, daneben aber viele unverheiratete Paare, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende, „Patchwork“-Familien, Wohngemeinschaften in Mehrgenerationenhäusern und weitere Modelle des Zusammenlebens.

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Moderne Gesellschaften profitieren von Vielfalt

Es wäre aber sicher verfehlt anzunehmen, dass die fortschreitende Individualisierung zwangsläufig eine ichbezogene Ellbogenmentalität fördert. Egoisten gab es immer und wird es immer geben, unabhängig von gesamtgesellschaftlichen Strömungen. Moderne demokratische Gesellschaften profitieren von der Vielfalt, die in ihnen gelebt wird. Auch in diesem Zusammenhang ist eine Zahl interessant, die das Zukunftsinstitut per Umfrage ermittelt hat: Demzufolge betrachten nicht weniger als 30 Prozent der Befragten die Verbesserung von Lernumgebungen, die die soziale und kulturelle Vielfalt fördern, als vorrangige Bildungsaufgabe.

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Auch das Berufsleben verändert sich durch die Individualisierung. Die klassische, geradlinige Karriere bei einem Unternehmen von der Lehrzeit bis zur Rente ist ein Auslaufmodell, und zwar nicht nur deshalb, weil es heute leichter wäre seinen Job zu verlieren, sondern vor allem, weil häufige Jobwechsel zunehmend zur Regel werden und eher als ein Ausweis von Flexibilität und Bereitschaft zu lebenslangem Lernen denn als Makel gesehen werden. Gleichzeitig erweitert die Digitalisierung die Möglichkeiten und Spielräume gut ausgebildeter Arbeitnehmer.

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Urbanisierung und Digitalisierung als wichtige Treiber

Das Berufsleben ist ein gutes Beispiel, an dem sich die Erscheinungsformen der „Lifestyle Diversity“ festmachen lassen. Die Arbeit dient in den Wohlstandgesellschaften nicht mehr nur dem wirtschaftlichen Überleben. Die Berufstätigkeit wird zunehmend von dieser existenziellen Bedeutung entkoppelt und dient als Ausdruck und Betätigungsfeld eigener Interessen und Talente. Es ist heutzutage keine Seltenheit, dass Menschen – nicht nur wenn sie jung sind, sondern manchmal erst um die Lebensmitte – in ein völlig anderen Berufsfeld wechseln, weil sie dort bessere Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sehen. Auch hierin drückt sich das Streben nach Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns, einem individuell stimmigen Lebenskonzept und dem eigenen unverwechselbaren Stil aus.

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Urbanisierung und Digitalisierung sind zwei wichtige Treiber für den Makrotrend „Lifestyle Diversity“. Der anhaltende Zuzug in die Städte ermöglicht einer wachsenden Zahl von Menschen die Begegnung mit dem dortigen bunten Nebeneinander von Trends und kulturellen Einflüssen. Im Schmelztiegel der Ballungszentren kann sich der Einzelne mit vielen anderen vergleichen, den Lebensstil seiner Mitmenschen oder auch nur Teile davon für sich kopieren – oder sich auch davon abgrenzen. Auf der digitalen Ebene schafft das Internet dieses Moment jederzeit möglicher Vergleichbarkeit auch für jene, die nicht in der Großstadt leben. Dieser Aspekt gewann mit der flächendeckenden Verbreitung mobiler Endgeräte und der Attraktivität sozialer Netzwerke verstärkt an Bedeutung, eröffnete sich doch hierdurch eine weite Palette an Möglichkeiten zur öffentlichkeitswirksamen und reichweitenstarken Selbstdarstellung eines jeden Einzelnen.

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Ein reiches Betätigungsfeld für Fotografen

Neben den oben erwähnten gesamtgesellschaftlichen Erscheinungsformen der „Lifestyle Diversity“ sind auf persönlicher Ebene folgende Aspekte von Bedeutung: Werte, Meinungen, äußeres Erscheinungsbild, bevorzugte Sportarten oder andere Hobbys und Urlaubsziele. Alle diese Aspekte können dazu dienen, den eigenen Lebensstil zu demonstrieren. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der „Lifestyle Diversity“ im Vergleich zu den „Moden“ früherer Generationen besteht darin, dass heute eine nahezu unüberschaubare Vielfalt von Lebensstilen gleichzeitig und nebeneinander existiert, während früher eine Subkultur von der nächsten abgelöst wurde.

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Das Bedürfnis, in dieser bunten, sich stetig wandelnden Welt noch wahrgenommen zu werden, verstärkt die Notwendigkeit aufzufallen und sich auch optisch abzuheben. Deshalb schafft der Maktrotrend „Lifestyle Diversity“ ein reiches Betätigungsfeld für die Fotografie, insbesondere für den Bereiche „People & Lifestyle“. Denn die zahlreichen Geschäftsfelder, die im Umfeld der „Lifestyle Diversity“ entstehen, verlangen nach aussagekräftigen Bildmotiven zu ihrer Bewerbung.

Hubertus Stumpf

Hubertus Stumpf weiß als langjähriger Zeitungsredakteur, dass ein guter Text nur die halbe Miete ist, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen – genauso wichtig ist ein gutes Bild, das den Betrachter in den Text zieht. Der studierte Germanist ist ein Mann der schreibenden Zunft, beschäftigt er sich aber seit einiger Zeit auch verstärkt mit den Möglichkeiten der Digitalfotografie.